Die Region neu entdecken mit der Fontane-App
Fontane ist am 30. Dezember 1819 in Neuruppin in Brandenburg geboren. Dieses Jahr feiert man seinen 200. Geburtstag. Der rbb dachte frühzeitig darüber nach, aus dem Fontanejahr 2019 etwas Vergleichbares zum Lutherjahr 2017 zu machen. Der Sender wollte in einer App sein Archivmaterial über Fontane zur Verfügung stellen: Audio, Video, Texte von und über den Autor und seine Werke und Figuren. Schließlich hat der rbb einen Bildungsauftrag zur Wissens- und Informationsvermittlung. In diesem Zusammenhang ist die App auch so etwas wie ein literarischer Reisebegleiter und verbindet digitale und analoge Welt miteinander.
Als ich hörte, dass wir eine App für den rbb zum Thema Fontane machen würden, kam mir sofort Ribbeck und sein Birnbaum in den Sinn, weil ich das Gedicht tatsächlich in der Grundschule auswendig gelernt hatte. Gedichte-auswendig-lernen zählte damals nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber das Ribbeck- Gedicht, das mochte ich. Ich erinnere bis heute an die ersten Zeilen: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland / Ein Birnbaum in seinem Garten stand / Und kam die goldene Herbsteszeit / Und die Birnen leuchteten weit und breit…“.
Da war sofort eine Verbindung da. Natürlich dachte ich auch an Effi Briest und Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Effi Briest zum Beispiel habe ich wieder angefangen zu lesen. Schließlich wollte ich ein Feeling für das Thema bekommen. Jetzt habe ich durch meine Arbeit einen neuen Bezug zu Fontane und Lust bekommen, seine Werke auch interaktiv zu erleben.
Fontane in der Nachbarschaft
Für mich gab es immer diesen Theodor, aber dass er tatsächlich diesen regionalen Bezug hat, war mir gar nicht klar. Das ist mir erst durch die App wirklich bewusst geworden. Eine Karte in der App zeigt an, dass es hier gleich nebenan, direkt in der Nachbarschaft interessante Fontane-Orte gibt – man kann ganz einfach dorthin laufen. Ich war überrascht von der Verknüpfung zu so vielen Orten in Berlin und Brandenburg. Dadurch hat mich Theodor noch mal näher an die Region gebracht.
Die App schickt Push-Nachrichten, wenn man sich interessanten Orten nähert. Da unser Büro direkt am Tiergarten liegt, bekomme ich manchmal die Push-Nachrichten für diesen Bereich. Ich freue mich auch über Push-Nachrichten zum Potsdamer Platz. Es ist doch spannend, wie viele literarisch bedeutsame Orte auf den alltäglichen Wegen liegen. Orte, an denen man fast tagtäglich vorbei geht: Kurfürstenstraße, Potsdamer Platz, der Halensee in Charlottenburg. Der „Lützowplatz“ ist natürlich auch unter den 120 Orten, selbst das „Europa-Center“. Hier steht: „Die Spuren der Dörrschen Gärtnerei enden ungefähr dort, wo heute das Europa-Center steht. Hier beginnt der Roman Irrungen, Wirrungen.“
Wissen verfügbar machen dank guter UX/UI
Ich finde Themenjahre gut. Es ist schön zu wissen, wenn es ein Jubiläum zu einer Person gibt, von der ich auf diese Weise erfahre, was sie Großes geleistet hat. Wenn ich diesen Menschen vielleicht noch nicht so gut kenne, kann ich neugierig werden, mich informieren und nachgucken. So etwas ist bereichernd und oft überraschend.
Bereichernd war für mich auch die Arbeit am Projekt. Themen wie digitale Barrierefreiheit oder Offline Handling sind neu für mich gewesen und dadurch sehr interessant. Überhaupt die ganze Navigation in der App: Wie merke ich mir einen Ort? Wann wird der Ort am besten heruntergeladen? Wann wird der Ort erstmal nur vorgemerkt? Da steckt schon viel konzeptionelle Arbeit dahinter. Vor allem geht es darum, Wissen, also das umfangreiche Archivmaterial, sinnvoll und Zielgruppen gerecht mit guter UX/UI verfügbar zu machen.