World Usability Congress
Wie schon im vergangenen Jahr war TBO beim diesjährigen World Usability Congress in Graz vertreten. In einer intensiven Woche mit zahlreichen Vorträgen und Workshops rund um UX-Strategie und Management war für uns insbesondere der Schwerpunkt Barrierefreiheit und digitale Inklusion im Fokus. In ihrem Vortrag zeigte unser Design Lead Hannah, wie wir bei TBO Barrierefreiheit als zentralen Schwerpunkt verankert und Schritt für Schritt in unsere Design- und Entwicklungsprozesse integriert haben.

Barrierefreiheit und digitale Inklusion
Die Umgestaltung des digitalen Raums zu einem Ort, der für alle zugänglich ist, betrifft nicht nur Menschen mit Behinderungen. In einer alternden Gesellschaft gewinnt Barrierefreiheit für immer mehr Nutzer an Bedeutung, wie Kerstin Röse in ihrem Vortrag „Digital Exclusion“ hervorhob. Zusätzlich führt der Anstieg von neurodivergenten Menschen sowie kulturelle Vielfalt dazu, dass viele Menschen beim Zugang zu digitalen Angeboten noch immer auf Hindernisse stoßen.

Im Barrierefreiheits-Workshop von Inkluthon diskutierten wir praxisnahe Methoden zum Umgang mit umfangreichen Prüflisten für Barrierefreiheitsaudits und erhielten wertvolle Einblicke in den Mediennutzungsalltag einer blinden Person. Außerdem lernten wir Ansätze zur Erstellung barrierefreier Prototypen kennen, um künftig bereits in frühen Phasen der Produktentwicklung Menschen mit Behinderungen aktiv in Usertests einzubeziehen.
Über die Vorträge und Workshops hinaus bot der Kongress die Gelegenheit, sich mit anderen Teilnehmern über ihren jeweiligen Umgang mit dem Thema Barrierefreiheit auszutauschen und zu vernetzen.

World Usability Congress
Veränderte Arbeitswelten durch künstliche Intelligenz
Neben dem Themenfeld Barrierefreiheit bildete das Thema KI einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt. Im Zentrum standen dabei die Auswirkungen von KI auf das praktische Arbeiten in der digitalen Produktentwicklung. Diskutiert wurde, wie sich Arbeitsprozesse durch den Einsatz intelligenter Systeme verändern, welche Chancen sich daraus für Effizienz, Kreativität und Innovationsgeschwindigkeit ergeben, aber auch welche Verwerfungen und Risiken entstehen – etwa durch Automatisierung, Kompetenzverschiebungen und neue Abhängigkeiten.
Fokus Zukunft Team und innere Stärke
In seinem Vortrag “Why should I care about bad UX when my personal agent is taking care of it?” richtete Sascha Wolters den Blick auf die Veränderung des digitalen Raums durch KI und das daraus resultierende veränderte Nutzungsverhalten. Er beschrieb eine mögliche Verschiebung weg von visuellen Benutzeroberflächen hin zu sprach- und dialogbasierten Interaktionsformen. Diese Entwicklung deutet auf eine grundlegende Neudefinition von UX hin, bei der persönliche KI‑Assistenten (AI agents) zum vermittelnden Akteur zwischen Mensch und digitaler Umgebung werden
Zusammenarbeit und Organisationskultur in agilen Produktteams
Ein weiteres zentrales Thema des Kongresses war die Zusammenarbeit und Organisation in agilen Produktteams. In seinem Vortrag “You Have to Be Eleven Friends: Understanding the Magic of High Performing Teams” lenkte Javier Bargas-Avila den Blick auf die psychologischen Faktoren erfolgreicher Teamarbeit. Neben der Koordination unterschiedlicher Fähigkeiten, Rollen und Verantwortlichkeiten betonte er dabei insbesondere den aus seiner Sicht entscheidendsten Faktor: gegenseitiges Vertrauen. Anhand anschaulicher Beispiele zeigte er, dass vor allem soziale Dynamiken maßgeblich Einfluss auf Produktivität, Kreativität und das Wohlbefinden innerhalb eines Teams haben.
Diese Erkenntnisse wurden in der Masterclass “Preventing Team Burnout: 6 Evidence-Based Actions for Success” von Imran Rehan und Sabine Belata weiter vertieft. Die Teilnehmer erhielten praxisnahe Strategien, um Frustration und Überforderung frühzeitig zu erkennen, Teamresilienz zu stärken und nachhaltige Arbeitsstrukturen zu fördern.
UX als strategische Kompetenz
In zahlreichen Vorträgen wurde außerdem der Wandel von UX zu einem strategischen Faktor bei der Entwicklung digitaler Produkte sowie der unternehmerischen Ausrichtung insgesamt diskutiert. In seinem Vortrag „Aligning Business Goals with User Experience: Crafting a Data-Driven UX Strategy“ sprach Mohit Gupta, über die zunehmende Einbindung von UX in strategische Entscheidungsprozesse. UX-Experten agieren dabei nicht länger nur als Umsetzer funktionaler Anforderungen, sondern als aktive Mitgestalter langfristiger Unternehmensziele.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Messbarkeit von UX durch quantitative Metriken. In seinem Vortrag „The UX KPI Funnel“ erläuterte Andreas Hinderks, wie Daten genutzt werden können, um den Einfluss der Nutzererfahrung auf den Produkterfolg sichtbar und messbar zu machen. Diese Daten unterstützen Unternehmen dabei, Aktivitäten gezielt zu steuern, Investitionen zu priorisieren und Ressourcen effizienter zu allokieren und machen damit deutlich, dass UX längst zu einer zentralen strategischen Kompetenz avanciert ist.
📝 Unser Fazit
Auch in diesem Jahr hat sich unser Besuch beim World Usability Congress in Graz mehr als gelohnt. Die zahlreichen Vorträge und Workshops sowie der internationale Austausch mit Kollegen zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig die Herausforderungen und Chancen im Bereich UX sind: von inklusivem Design über den produktiven Umgang mit künstlicher Intelligenz bis hin zur Auseinandersetzung mit UX als strategischer Kompetenz.
Für uns bleibt der Kongress eine Inspirationsquelle, die uns dazu motiviert, Technologie, gesellschaftliche Verantwortung und psychologische Faktoren zusammenzudenken. Wir freuen uns bereits jetzt auf ein Wiedersehen im Jahr 2026!



